29 Oktober 2010

mit Herzblut gepredigt

Römer 3, 21-28:
Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes
die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt,
offenbart,
bezeugt durch das Gesetz und die Propheten.
Ich rede aber von der
Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt
durch den Glauben an Jesus Christus
zu allen, die glauben.
Denn es ist hier kein Unterschied: sie sind allesamt Sünder
und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten,
und werden ohne Verdienst gerecht
aus seiner Gnade
durch die Erlösung,
die durch Christus Jesus geschehen ist.
Den hat Gott
für den Glauben
hingestellt
als Sühne
in seinem Blut
zum Erweis seiner Gerechtigkeit,
indem er die Sünden vergibt, die
früher
begangen wurden
in der Zeit seiner Geduld,
um nun in dieser Zeit
seine Gerechtigkeit zu erweisen,
dass er selbst gerecht ist und gerecht macht
den, der da ist
aus dem Glauben an Jesus.
Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen.
Durch welches Gesetz? Durch das Gesetz der Werke? Nein,
sondern durch das Gesetz des Glaubens.
So halten wir nun dafür, dass
der Mensch gerecht wird
ohne des Gesetzes Werke,
allein durch den Glauben.

Predigt jetzt auf http://shalomluther.de/html/reformation_und_gesetze.html

22 Oktober 2010

Nebel gelichtet

Die grauen Nebel hat das Licht durchdrungen und die düstern Tage sind dahin, …

So beginnt ein Lied, das wir als Jungschargruppe gern gesungen haben. Der Refrain war als Einladung formuliert: Komm, komm, lockt der Schritt, komm Kamerad, wir ziehen mit.

Ich war Neun, als ich zum ersten Mal in die Jungschar gehen durfte. Gern erinnere ich mich an neblige Tage, an denen wir unter dem Baum am Baggersee saßen. Unser Jungscharleiter ist inzwischen verstorben. Das Vermächtnis, einladende Gemeinde und eine offene Gesellschaft zu sein, hat er uns mitgegeben.

Inzwischen wurde mancher Nebel gelichtet. Die Emanzipationsbewegung hat selbst unsere Eltern aufgeklärt. Meine kindliche Angst vor schwarzhäutigen Soldaten aus Frankreich und Amerika löste sich durch deren Freundlichkeit und die Worte meiner Eltern. In der Gemeinde lernten wir „Gastarbeiter“ aus Italien als Freunde begrüßen. Später waren es Kirchengäste aus Afrika und Asien; Freundschaft bedeutete, dass wir uns bemühten, ihre Speisen zu genießen und ihre Sprache zu sprechen. Heute begegnen uns die Muslime in der Moschee in wahrhaft biblischer Gastfreundschaft.

Mit dem Schulabschluss und zu Studienbeginn lichteten sich neue Nebel: Bei den Befreiungsbewegungen wie den Widerstand im Wyhler Wald und die Sitzblockaden gegen die Pershing-Raketen sind damals Mitchristen und Nichtchristen gemeinsam auf die Straße gegangen; deren „Grundwerte“ deckten sich mit biblischen Motiven: Selbstbestimmung, Frieden und Gastfreundschaft, mit allen finanziellen und persönlichen Konsequenzen.

Heute scheint sich mir der Nebel wieder zu verdichten: „die müssen unsre Sprache lernen“ ist eine der Taktlosigkeiten gegen Ausländer. Atommüll wird bagatellisiert und Militarismus feiert fröhliche Urständ, längst über-wundene Vorurteile gegen Arme werden neu geschürt.

So schön der Herbst auch sein mag: Nach der Frühlingsblüte christlicher Werte hatten wir eigentlich keinen Winter, sondern eine volle Ernte erwartet. Zur Trauer über den kulturellen Verlust geben uns die politischen Feiertage des November Anlass: St Martin, Volkstrauertag und Buß- und Bettag helfen uns als Kirche, die alten Werte neu einzupflegen.