29 Januar 2010

vor Ostern

… was bleiben will, muss sich ändern
… glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht
… ein feste Burg ist unser Gott

Wissen Sie, welcher dieser Sätze aus der Bibel stammt?
Den Geist der Heiligen Schrift atmen sie alle.
Glaube ist das Lebenselixier der Religion.

Wenn im Frühling etwas Neues aufbricht,
wenn im Sommer die Hitze überhand nimmt,
wenn die Kinder ihren Schulabschluss machen,
wenn Menschen von uns gehen, umziehen, sterben,
Glaube ist etwas Beständiges, spricht uns Gottes Nähe zu, holt sie zu uns heran, hilft uns zu innerer Stärke, Beständigkeit, verleiht Identität.

Glaube ist die Zuversicht, dass bei allem Wandel eines beständig ist.
Glaube trägt über den Wandel hinaus und durch den Wandel hindurch.

Der Glaube entsteht merkwürdigerweise in der Ohnmacht. Wir sollten meinen, er entstünde als Reaktion auf etwas Wunderbares und Starkes. Das geschieht gewiss auch. Aber ebenso oft entsteht er als ein Notschrei, ein Ruf um Hilfe. Und dann lebt er ganz aus sich - nicht aus mir, sondern außer mir ist er gegründet. Er wird zum Glauben im Augenblick.

„Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“,
hat Jesus einmal zum Apostel Paulus gesagt.
Nicht gegenwärtig, nicht als Mensch begegnete er ihm.
Im Gebet hat er Jesus erfahren.

Fasnacht

Katholiken tun’s; Protestanten nicht - diese alte Regel gilt schon längst nicht mehr: Landauf, landab beteiligen sich auch evangelische Christen an Fasnacht, Fastnacht, Fasenacht, Fasching oder Karneval, manchmal aus Trotz und im Widerspruch zu unsrer Tradition; meist jedoch mit einem großzügigen Augenzwinkern, aus evangelischer Freiheit.

Die Kirche hatte immer Schwierigkeiten mit diesem Brauch, der in den 250 Jahre vor der Reformation auf-kam. Noch heute kennt man in der katholischen Kirche ein Verbot für Erstkommunikantinnen und Firmlin-ge, sich an der Fasnacht zu beteiligen. Ihre Ausschweifungen schienen dem Ernst des Glaubens zu wider-sprechen.

Falsch ist allerdings die Theorie vom heidnischen Ursprung der Fasnacht. Sowohl von Freunden wie von Geg-nern der Fasnacht vertreten, ent-sprang sie den Köpfen des National-sozialismus und ist „nicht aus den Köpfen der Menschen zu streichen“, wie der Freiburger Professor Werner Mezger feststellt. Er weist nach, dass die Fasnacht auf das Christentum zurückgeht. Ein römisches „Narren-schiff“ CARRUS NAVALIS als Namens-patron für „Karneval“ gab es in der Sprache der Römer am Limes nicht.

Den Hintergrund bildet das katholische Fronleichnamsfest. So erklärt sich, dass der Protestantismus wenig Interesse daran gezeigt hat. Fron-leichnam wurde von den Reformierten abgelehnt, die den Protestantismus der Kurpfalz prägten; in Zürich begann er gar mit einem provokativen Wurstessen zur Fastenzeit.

„Die Fasnacht ist in erster Linie ein Spiel der verkehrten Welt. An Fasnacht werden die normalen Verhältnisse auf den Kopf gestellt.“ (Franz Götz) Vor dem Ernst der heiligen Fastenzeit stellt sie als Volksschauspiel die Verkom-menheit und Dummheit vor Augen. Ob sich die Fasnacht an die Ergebnisse der Volkskunde hält, oder eigene Wege gehen wird, ist offen; Unter dem Einfluss der neuen Medien leidet auch sie unter dem Traditionsabbruch.

Im Protestantismus hat das Buch des amerikanischen Theologen Har-vey Cox „Das Fest der Narren“ zu einer neuen Bewertung geführt. Er sieht im Hofnarren, der dem Herrscher auf humorvolle Weise den Spie-gel vorhält, ein Abbild des Christi und einen Nachfolger der biblischen Propheten. Hier knüpfen auch evangelische Narrenpredigten an.