03 März 2010

Badische Modellregion Mosbach

Nun ist Mosbach auch in religiöser Hinsicht Modellregion geworden. Die evangelische Kirche in Deutschland gründet bundesweit sogenannte Kompetenzzentren, in denen sie Pfarrer und Gemeinden zu einem besseren Dienst für Menschen befähigen will. Hochkarätige Besetzung durch junge Theologen – im Michaeliskloster Hildesheim, wo es um die Qualitätsentwicklung von Gottesdiensten geht, ist auch ein Musiker dabei – das lässt „Mehr“ erwarten. Ein Kompetenzzentrum in Wittenberg befasst sich mit der Verbesserung von Predigten, in Hamburg um die Dialogfähigkeit mit Nichtchristen, zur Einweihung des Zentrums „für Qualitätsentwicklung für Gottesdienst“ in Hildesheim wurden auch zwei Vertreter aus Mosbach eingeladen. Der für Gottesdienste zuständige Oberkirchenrat Dr. Matthias Kreplin aus Karlsruhe war auf den Bezirk Mosbach zugekommen: „Niemand in ganz Baden ist an diesem Thema so nahe dran, wie Ihr in Mosbach“ lautete seine Botschaft.

Qualitätsentwicklung finden wir in allen bereichen menschlichen Lebens. Nieman möchte gern auf dem Stand von vor 20 Jahren stehen bleiben. Ärzte wollen ihre Arbeit ebenso verbessern wie Ingenieure, die Volkshochschule ebenso wie die Grundschule und das Gymnasium. Autohersteller und Industriekonzerne stecken sich große Ziele, teilweise in wirtschaftlicher Notwendigkeit begründet. Seit etwa 20 Jahren werden in allen Bereichen des Zusammenlebens Zertifizierungen erarbeitet. In der Kirche kennen wir dies aus der Diakonie und dem Bildungswesen. Nun auch im Gottesdienst und in den Gemeinden, und mancher wird kritisch fragen: Wird da nicht zu viel Betriebswirtschaft in den Glauben hinein gelesen?

Die Pfarrerinnen und Pfarrer im Kirchenbezirk Mosbach sind von sich aus auf die Idee gekommen: Wir wollen dass es gedeiht und blüht, was bei uns schon gewachsen ist. Als Symbol haben sie die Pfingstrose gewählt, eine pralle, farbenprächtige und dicht gefüllte Blüte. So soll es bei uns sein. Davon träumen wir. Wir suchen nach einem Weg zu diesem Ziel. Die Kirchenleitung durch Synode und Oberkirchenrat hat diesen Impuls aufgenommen und in der Visitation vergangenes Jahr offiziell vereinbart, dass dieses Anliegen sinnvolles ist. Damit wurde bereits das erste „Gütesiegel“ erteilt.

Das Kompetenzzentrum in Hildesheim, das den Kirchenbezirk künftig begleiten wird, hat zu seiner Eröffnung ein Symposium veranstaltet, zu welchem Vertreter der Qualitätsentwicklung aus allen Bereichen des wirtschaftlichen Lebens eingeladen waren. Und einhellig stimmten die Fachleute darin überein: Eine Verbesserung menschlicher Arbeit kann nie von den Führungskräften und den Chefs einer Firma aufgezwungen werden. Qualität entsteht dort, wo bei den Mensche eine Sehnsucht gewachsen ist, sich selbst weiter zu entwickeln.

Der Kirchenbezirk Mosbach ist also auf dem richtigen Weg. Und er wird gute Begleiter finden. Ein erster Schritt wird eine Tag der Gespräche und des Austausches sein, zu dem Mitarbeiter aus unserer Region eingeladen werden. Egal in welcher Weise jemand im Gottesdienst aktiv wird, ob er den Blumenschmuck bringt, die Orgel spielt oder sonst wie musiziert, eine Lesung übernimmt oder predigt und betet: alle Mitarbeiter im Gottesdienst sollen Hilfe und Anregungen von diesem Tag bekommen, der am 9. Oktober in Schefflenz stattfinden wird. Dabei sind zwei Professoren der Universität Heidelberg, Vertreter des Evangelischen Oberkirchenrats, ein Dramaturg und mehrere Fachleute aus dem Kirchenbezirk. Und Gott selbst wird ein Auge darauf haben und – vielleicht – auch den Duft der Pfingstrose genießen. Denn so lautet der Predigttext am ersten März-Sonntag: „Gott zu einem lieblichen Geruch“.

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