06 Juli 2009

Erträge

Aus Exegese und Kirchengeschichte, Soziologie und Kulturanthropologie, aus der Lebenswelt meiner Mitarbeiter und Mitchristen ebenso wie aus den Denkbewegungen abstrakter Philosophie erfahre ich neuen Mut und viele Anregungen, meine Arbeit als Geistlicher in Kirche und Gemeinde weiterzuführen.

Ich freue mich neu auf das Wirken des Geistes in der Gemeinde der Getauften und möchte die Gemeinschaft vor Ort ebenso ernst nehmen wie die selbstkritischen Impulse der Theologie. Das Evangelium birgt ein großes Potential, sich selbst in Neues einzufügen, und es gibt Ant-worten auf moderne Fragen, erstaunlicherweise auch im Rückgriff auf alte Traditionen. Diese Entdeckungsreise macht Spaß; ich hoffe, ich kann die damit verbundene Freude weitergeben.

Dass ich ausgerechnet zu dem Buch von Richard Reininghaus über Hauskreise gegriffen habe, liegt wohl darin begründet, dass ich mich schon lange mit der Frage beschäftigt, wie in der Volkskirche eine fundierte Bibelfrömmigkeit gepflegt werden kann. Ich konnte während des Kontaktstudiums zweimal an einem Hauskreis teilnehmen, der deutlich von der Tradition der Evangelischen Akademikerschaft geprägt ist. Ich stamme aus einer Gemeinde, die von der wöchentlichen Bibelstunde geprägt war. Ob der Hauskreis eines Pfarrers eine Mischform wird, möchte ich gerne sehen.

Predigen werde ich - im Nachgang zum Paulusjahr bereits angekündigt - über die Auferstehung nach 1. Korinther 15; die neue Perspektive auf Paulus wird hier auf jeden Fall einflie-ßen. Und für die Prädikanten des Kirchenbezirks werde ich eine Andacht zum Torgauer Kan-zelrelief halten. Angeregt von diesem Predigttext könnten wir vielleicht auch die Tradition der Kirchweih neu in der Gemeinde aufgreifen.

Die Bultmann-Biographie werde ich mir zu Weihnachten wünschen, die Parallaxe von Žižek weiter studieren, und natürlich die Exegese des Hebräerbriefs weiterführen! Was im Alltag der Gemeindearbeit davon zu bewältigen ist, kann ich noch nicht einschätzen; ein wöchentli-cher Studientag lässt sich als voller Kalendertag nach meiner Erfahrung nicht organisieren. Vielleicht kann ich ab und zu einen Fernsehabend durch Studium ersetzen.

Für Badische Pfarrer müsste eine Möglichkeit eröffnet werden, an den Denkvorgängen der Fakultät per eLearning teilzunehmen. Die Vorlesung Lienhardt’s zum EKD-Positionspapier „Kirche der Freiheit“ habe ich im Elektronischen Semesterapparat verfolgen können. Als Kontaktpfarrer haben wir einen Abend lang mit dem Dozenten, und beim Bischofsgespräch über die Badische Rezeption im Leitbildprozess diskutiert. Die Begegnung mit Herrn Lienhardt hat mich ermutigt, in meinen beiden Pfarreien weiter einer Milieuverengung entgegenzuwirken; auch auf dem Lande kann hier meines Erachtens arbeitsteilig vorgegangen werden.

Einer der Lehrvikare, der an meiner Umfrage zur Predigt mit dem Hebräerbrief teilgenommen hat, schrieb im Blick auf die schwer verständlichen Passagen dieses Briefes „es wäre schade, wenn man diese Klippen umschifft und nicht auf diesen Inseln anlegt um sich umzusehen. Mag sein, dass man schnell wieder ablegt. Die Erfahrung nimmt man trotzdem mit.“ Das Kontaktstudium war für mich eine solche Insel.

Ich habe gerne angelegt.

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