06 Juli 2009

Freude an der Predigt

„Was könnte Ihnen helfen, mit (mehr) Freude über Texte des Hebräerbriefs zu predigen?“ Ursprünglich eingeführt, um den Teilnehmern der Umfrage eine Fortbildung in Aussicht zu stellen, löst ein zweiter Blick die Frage nach den emotionalen Implikationen der gesamten Umfrage aus: Welche Effekte löst es aus, wenn der Begriff der „Freude“ in den homiletischen Umgang mit biblischen Texten eingeführt wird?
Insgesamt erscheint die Predigtarbeit als ernste Tätigkeit. Selbst Kreativität ist anstrengend: nicht nur beim Hebräerbrief erlebt einer der Exegeten das „Stöhnen über die Begrifflichkeit“. Wenn die Predigt dann anschaulich geworden ist, stellt sich mit dem Gefühl des Gelingens ein - mit Freude immerhin verwandtes - Glück ein.
Es gibt Lieblingstexte im Kanon, die nicht so sperrig sind, und wer sich der Herausforderung stellt, erlebt dass „aus dieser Spannung … Spannendes entstehen“ kann: Mehr als bodenständige „Zufriedenheit“ löst dies eine freudige Erwartung aus.
Diese Beispiele spiegeln die Grundbefindlichkeit der Prediger: Zeitlich überwiegt die harte Arbeit am Text; die Freude am Vortrag des gelungenen Werks hält für den Augenblick. Die Freude des Evangeliums leuchtet aus Gründen des Berufsethos und der kreativen Anstren-gung nur kurz auf und dominiert die berufliche Erfahrung nicht.
Tief im kultischen Sprachgebrauch geerdet ist einer der Prädikanten, der in sich „selbst … genug Freude, die Herausforderungen des Hebräerbriefs anzugehen“ findet, und in dem „sich selbst hingebende(n) Gott in Christus für seine Menschen“ die „großartigste Botschaft“ sieht. Mit einem Aufmerksamkeit heischenden und zu gleich jubelnden Ausrufezeichen endet seine Stellungnahme: „Das ist Liebe pur!“ Eingebettet in die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen erlaubt er sich, emotionale Affekte der Freude anklingen zu lassen. Hier tritt - neben die Glückserfahrung kreativen Ringens und exegetischen Erfolgs - eine theologische Notwendigkeit von Freude, die motivierend den kreativen Prozess von Anfang begleitet.
Die Idee, dass Predigt beim Prediger Lust erzeugt, und die zwanzig Minuten des Predigtvortrags Motivation für eine vorlaufende Anstrengung bieten, habe ich - unter anderen Vorzeichen - neu entdeckt.

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