06 Juli 2009

Trinität jenseits von Liberalismus und Dogmatismus

Ursprünglich als Antwort auf die Kritik des Heidelberger Ägyptologen Jan Assmann gedacht war das Thema eines Blockseminars „The Triune God - a God of peace and dialogue?!“ am ökumenischen Institut der Theologischen Fakultät. Jan Assmann projiziert seine Erkenntnis über die Religionsdiktatur Pharao Echnatons auf den hebräischen Monotheismus und in der Folge auf Christentum und Islam. Eine ältere Tradition trinitarischer Theologie versucht im Gegensatz dazu, aus der innertrinitarischen Kommunikation ethische Schlussfolgerungen für das Zwischenmenschliche miteinander zu ziehen. Ich selbst habe dieses Deutungsmuster durch den Basler Systematiker Lochmann kennengelernt, der die These vertrat, Parlamentarische Demokratie sei im trinitarischen Gottesbild verankert. Ich habe allerdings einst beim Studium der Ökumenischen Dogmatik von Edmund Schlinck gelernt, dass die Ableitung „sekundärer Theorien“ aus einer dogmatisch zentralen dogmatischen Einsicht, wie sie die Trinitätslehre darstellt, in die Aporien eines Dogmatismus verfällt, also in die Probleme, die entstehen, wenn man aus einer Theorie eine zweite Theorie, eine „Theorie Zweiter Ordnung“ ableitet.
Grundsätzlich scheint mir das Gespräch über zentrale Fragen wie die der Trinität wichtig für Gemeinde, Predigt und Katechese. In der Pfarrerschaft des Kirchenbezirk Mosbach erlebten wir im vergangenen Jahr, wie Professor Härle das Thema Gemeindeaufbau mit einem Diskurs über die Trinität begann. Das Blockseminar ergab durch seine ökumenische Weite ein breites Spektrum an Einsichten zu diesem Thema. Der katholische Theologe Peter Neuner hielt das Einstiegsreferat und plädierte nicht nur für einen interreligiösen und innerchristlichen, sondern auch einen innerkirchlichen Dialog. Der Baptistische Theologe Uwe Svarat kritisierte den Denkansatz als Neuauflage einer opportunistischen Theologie, die den gesellschaftlichen Diskurs der Moderne nachträglich zu legitimieren sucht. Auch der Redner des abschließenden Hauptreferats, Nicholas Sagovsky, anglikanischer Pfarrer der Westminster-Church in London, nahm die Kritik am Dogmatismus dieses Ansatzes auf.
Aus dem Gespräch zwischen der anglikanischen und der Orthodoxen Kirche in Zypern stammt der Impuls, den Dialog nichts im trinitarisch sondern inkarnatorisch zu begründen. „The Church manifests the trinitarian life and participates in it only by being the body of Christ.” (I-27) Es sei dem Wirken des Heiligen Geistes zu verdanken, wenn sich Eigenschaf-ten Gottes auf die Gemeinschaft der Menschen übertragen.
Am Ende blieb eine Doppelstrategie unvermittelt nebeneinander stehen: Der anglikanische Hauptredner Sagovsky stellte die praktischen Erfahrungen mit tamilischen Flüchtlingen an den Anfang seines Referats als Prüfstein der Theologie; die veranstaltende Heidelberger Pro-fessorin hingegen betonte hingegen die Wichtigkeit theologischer Diskurse unabhängig von ihrem Praxisbezug. Zwei Aspekte, die sich in ihrer Paradoxie - „parallaktisch“ - ergänzen.
Den größten Gewinn zog ich persönlich aus einem der Workshops, in dem ich mich mit ei-nem Aufsatz von Professor Christoph Schwöbel befasste: „Partikularity, Universality and the Religions“. Pluralität und Identität stehen nicht mehr unvermittelt nebeneinander, sondern lassen sich in einem dynamischen Prozess aufeinander beziehen. Das interreligiöse Gespräch in gegenseitigem Respekt ist nur möglich, wenn wir das kritische Gespräch mit den Andern riskieren. Solch eine Kultur des Dialogs ohne Verlust der eigenen Identität stellt den Gewinn des trinitarischen Denkens dar.

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